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Tanzverbot abschaffen. In NRW und Restdeutschland.

Ein Bild von einer Reihe Sneaker
Es herrscht Tanzverbot in NRW. Eure Tanzschuhe könnt Ihr an Karfreitag stehen lassen.

Gründonnerstag, 18h. Der Staat untersagt uns das Tanzen in der Öffentlichkeit, weil Tanzverbot. In NRW gilt das Tanzverbot bis Samstagmorgen 6 Uhr, in anderen Bundesländern sogar bis Ostersonntag.

Ich habe da letztes Jahr schon zu gebloggt, aber leider hat sich da bisweilen wenig getan. Ich rege mich immer noch darüber auf. Es ist übrigens nicht nur das Tanzen verboten, auch Theatervorstellungen

„und musikalische Aufführungen, Filmvorführungen und Vorträge jeglicher Art sind während der Hauptgottesdienstzeiten verboten“.

Auch

„die Vorführung von Filmen, die nicht vom Kultusminister oder der von ihm bestimmten Stelle als zur Aufführung am Karfreitag geeignet anerkannt sind, bis zum nächsten Tag 6 Uhr“

verboten. So steht es im Feiertagsgesetz NRW. Selbst das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit wird durch dieses Gesetz eingeschränkt. Muss man sich mal vorstellen: Weil wir auf religiösen Brauchtum und die damit verbundenen Gefühle von Gläubigen achten sollen, wird die Versammlungsfreiheit eingeschränkt. In Gänze.

Ich kann ja nachvollziehen, dass die Ruhe in der Nähe von Kirchen, Moscheen, Synagogen und Co. während Gottesdiensten, Ritualgebeten, bzw. gemeinsamen Gebeten gewahrt werden soll. Das gebietet, für mich, schon allein die gesellschaftliche Rücksichtnahme. Gerade weil, für mich, Religion Privatsache ist. Dieser Ansatz ist, denke ich, nachvollziehbar. Nicht nachvollziehbar ist eine dermaßen starke Einmischung des Staates in das Privatleben, wenn es um das Tanzen an Karfreitag und an den weiteren stillen Feiertagen geht.

Wird das Tanzverbot bald abgeschafft?

Denn machen wir uns nichts vor, getanzt wird meistens Nachts. Tänzer stören kaum den religiösen Habitus der Gläubigen. Clubs und Diskos unterliegen darüber hinaus auch gewissen Schallschutzbestimmungen. Da wird die Nachbarschaft meistens eher durch die Menschen vor den Diskos gestört, als durch den Vorgang des Tanzens selber.

Gibt es Hoffnung, dass es demnächst kein Tanzverbot mehr gibt? Ja. Ich bin nämlich nicht allein mit meiner Meinung, dass das Tanzverbot ziemlicher Quatsch ist. Das Bundesland Bremen verabschiedet sich im Februar 2018 vom Tanzverbot. Warum die Übergangsfrist so lange ist, das ist mir allerdings auch nicht ganz klar. Ich kann nur hoffen, dass die restlichen Bundesländer dem Beispiel Bremens folgen werden.

Und ich bleibe bei der Meinung: Kein Tanz ist illegal! Das Tanzverbot gehört endlich abgeschafft!


Funfact: Auch an Heiligabend gilt bis 24 Uhr ein Tanzverbot in NRW. Das wird aber offensichtlich von den Behörden/der Verwaltung nicht durchgesetzt. Ihr könnt ja mal darauf achten, wann Heiligabend Kneipen, Clubs und Diskos zur Musikdarbietung öffnen: Die öffnen nicht um 00.01 am 1. Weihnachtstag. Entweder wissen das die religiösen Bedenkenträger nicht oder es ist ihnen in diesem Fall egal. Oder ist das etwa der in letzter Zeit so oft proklamierte Untergang des Abendlandes? Ich glaube nicht. Ich glaube, es spiegelt einfach die Lebenswirklichkeit in Deutschland wieder. Das Tanzverbot stammt aus einer vergangenen Zeit. Es gehört abgeschafft.

8 comments

  1. Max Mahlzahl says:

    Wenn Religion Privatsache ist, dann gehört nicht das Tanzverbot abgeschafft, sondern der Feiertag – Alle kirchlichen Feiertage und der Sonntag auch.

    Dann kann jeder 365 Tage, 24 Stunden lang arbeiten gehen und dort tanzen. — Solange es der Chef nicht verbietet.

    Aber ein betriebliches Tanzverbot ist ja vermutlich dann ebenso „illegal“…

  2. admin says:

    Lieber Max,
    kirchliche Feiertage meinetwegen. Der Sonntag ist, mal losgelöst von seinem christlichen Ursprung, als allgemeiner F(r)eiertag in Deutschland etabliert. Ich sehe nicht mehr, dass die Leute den Sonntag als christlichen Feiertag begreifen. Sonst wären die Kirchen voll und es würden keine Gemeinden zusammengelegt, etc.
    Darüber hinaus bin ich als DJ einer, der dann arbeitet wann andere frei haben feiern auch an christlichen Feiertagen. Ich arbeite bis Sonntagmorgens ums 6 Uhr und so weiter… Ich habe da nichts gegen.

    Und im übrigen ist die „Dann müssen alle Feiertage abgeschafft werden“ Keule das einzige Argument, welches die Befürworter des Tanzverbots vorbringen. Keiner argumentiert damit, dass er sich von Tänzern in seiner Religionsausübung gestört fühlt. Keiner argumentiert damit, dass die Kirchen sonst leerer werden würden oder so… und da müssten meiner Meinung nach Befürworter des Tanzverbots ansetzen. Die Abschaffung der Feiertage ist ein billiges Totschlagargument.

  3. Max Mahlzahl says:

    Die Abschaffung der Feiertage ist kein billiges Totschlargument, sondern es zeigt den Hedonismus, der Tanzverbotsgegner auf die der Meinung sind: „Ich will immer und überall meinen Spass haben.“
    Und daß es überhaupt „Clubs“ gibt, in denen bis spät in die Nacht Rumgehopst wird (tanzen kann man das ja wohl nicht nennen), ist ebenfalls der Spassgesellschaft geschuldet.

    Ja, Deutschland ist ein kollektiver Freizeitpark.

  4. admin says:

    Lieber Max,
    hast Du gut erkannt. Clubbing bedeutet auch eine gehörige Portion Hedonismus und Exzess. Das kann man kritisieren, kann man aber auch einfach akzeptieren, wenn das nichts für einen ist. Entweder Du hast Argumente zum Artikelthema, ausser dem populistischen Spassgesellschafts blabla oder Du kannst dir das Kommentieren sparen. Dann hättest Du auch mehr Zeit für einen flotten Foxtrott oder einen Cha-Cha-Cha. Kann natürlich sein, dass dir auch das schon zu viel Spaßgesellschaft ist.

  5. einer says:

    Max, wie definierst du Spaß? Was sind deine Hobbys?
    Konsumierst Du Alkohol? Hast du auch mal Spaß?
    Müssen wir uns Sorgen machen?

  6. Max Mahlzahl says:

    @einer
    Wenn Spaß angesagt ist, habe ich Spaß und wenn Stille angesagt ist, halte ich Stille.

    @Wollium
    Ich frage mich, warum sich keiner über das Tanzverbot am Volkstrauertag aufregt. Mit dem Tag können wohl noch viel weniger Leute etwas anfangen. Zu den offiziellen Kundgebungen an Mahnmalen kommen meist nur eine Handvoll Leute – und das sind dann auch nur welche die aus verschiedenen Gründen (Politiker, Vereinsvertreter etc.) dahin gehen müssen.
    Bei dem stillen Feiertag mit Tanzverbot fällt die ganze auf a-religiösen Dingen beruhende Argumentation in sich zusammen.
    Die Aussage: „Kein Tanz ist illegal! Das Tanzverbot gehört endlich abgeschafft!“, würde aber wohl auch den Volkstrauertag betreffen. Oder ist da der Tanz dann doch illegal und das Tanzverbot gehört da nicht abgeschafft?

    Es gibt auch es meist keine Diskussion über das Tanzverbot an Allerheiligen und am Totensonntag. Auch das sind kirchliche Feiertage (1x katholisch, 1x evangelisch).
    Warum eigentlich nicht?

  7. Apostolos says:

    Lieber Kollege Heiliger Abend ist ne Geburt,Fröhlichkeit. Ostern ist ne Trauer und bei eine Trauer geht mann nicht Tanzen oder Feiern. Es ist unsere Religion, unser Glauben und es muß so bleiben. Warum schmeißt du ne Party am Dienstag vor oder nach Ostern? Bei den ganzen Festivals Bundesweit drückt der Stadt auch ein Auge zu vergiss es nicht.

  8. The Wollium says:

    Deswegen heißt es ja auch Ostertrauerlichkeiten und nicht Osterfeierlichkeiten… Tut mir leid, Du lieferst wieder nur ein klassisches Beispiel für „Ist so, muss so bleiben.“ Es ist auch nicht „unsere“ Religion und „unser“ Glaube. Es gibt z.B. mehr Konfessionlose als Katholiken, bei den Evangelen hängt der Karfreitag übrigens auch gar nicht so hoch. Davon ab, Religion ist Privatsache. Leute, die Bock auf Tanzen haben, nehmen Niemanden etwas weg und stören auch nicht. Weil Gläubige und Tanzende sich gar nicht in die Quere kommen. Es bleibt ziemlich sinnlose staatliche Bevormundung.

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