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„Onkel Wolli, wie war das damals im Plattenladen?“

Togehter Cover

Heute hat ein befreundeter DJ (Chrispop, huhuuu) auf Facebook folgenden Link: http://www.gelbeseiten.de/cds-und-schallplatten/paderborn,,33098 mit dem Kommentar „deprimierend…“ rausgehauen.

Für die Leser, die das nicht direkt einordnen können: Ich wohne genau in diesem Postleitzahlenbereich.
Und in der Tat, es ist deprimierend, dass es in einer Großstadt (Ja, wir haben diesen Status) wie Paderborn keinen unabhängigen Platten/CD-Laden mehr gibt. Der letzte war Sound & Vision und auch der hat vor geraumer Zeit die letzte Vinyl über die Ladentheke gereicht. Tonträger kann man hier nur noch im Media Markt, im Karstadt und ähnlichen Ketten oder Second Hand kaufen. Wenn ich mir allerdings vor Augen führe wie viele Platten ich 2012 gekauft habe, muss ich mir auch selber eingestehen, dass ich die an zwei Händen abzählen kann. Ich hätte sehr wahrscheinlich mehr gekauft, wenn wir einen Plattenladen in der Stadt gehabt hätten. So wie ich sehr wahrscheinlich auch weniger ausgegangen wäre, wenn wir keine Clubs und Bars in der Stadt gehabt hätten.

Es ist also wie in vielen Bereichen des Lebens, Angebot & Nachfrage (Oder wie im Paderborner Fall, Nachfrage & (kein) Angebot) bestimmen das Handeln. Aber hätte ich so viel Vinyl gekauft, dass ein Ladenbetreiber von meiner Art Klientel leben könnte? Wahrscheinlich nicht. Denn ich schätze das digitale Auflegen mittlerweile mehr. Schallplatten sind für mich Bonus und Luxus in der heutigen Zeit. Klar haben digitale Musikläden aus diversen Gründen nicht den Reiz eines realen Plattenladens und sie sind auch weit davon entfernt perfekt zu sein. Aber sie haben eben auch unschlagbare Vorteile. Sie sind immer offen, vergriffene Tonträger gibt‘s nicht, sie sind oftmals günstiger, etc.

Ich würde trotzdem wieder gerne mehr in Plattenläden gehen. Denn wer erinnert sich schon an den Kauf von MP3s? Kein Gast würde in meiner Radioshow eine interessante Geschichte mit Sätzen wie „…danach hab ich dann iTunes aufgemacht und wie wild nach diesem Track gediggt“ erzählen. Ich weiß aber z.B. noch genau wie ich bei X-Inch in Detmold die 1. Together Nummer auf Roulé gekauft habe. Nachdem ich meine GoTo Künstler und Labels durchgehört hatte, habe ich Alf gefragt ob er denn noch einen Tipp für mich hätte. Er hat einen Blick auf meine zusammengetragenen Platten geworfen, auf die Platte mit dem Roulette-Drehscheiben Cover gezeigt und sinngemäß gesagt: „Hier, hör da mal rein, ist n bisschen irre, weil das Vocalsample von vorne bis hinten durchgeht, aber die könnte dir gefallen.“ — Das war im Jahr 2000 und mittlerweile hab ich drei Kopien der Nummer. Und solche Geschichten werden ohne Plattenläden immer weniger werden. Ja, das ist deprimierend.

tl;dr: Das deprimierende an Plattenläden ist, wenn sie nicht mehr da sind.

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