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„Du spielst doch nur Scheiße“

Pantone Kaffeetasse
Sonntags 12.30h. Ich versuche mich an die Beschimpfungen von gestern Nacht zu erinnern.

Gestern ist es mal wieder passiert: Zwei Mädels kamen während des Warm-Ups an und wünschten sich „Stay The Night“ (von Zedd. Für alle die das nicht kennen: Ziemliches Primetime-Brett, hab ich unterm Artikel gepostet). Soweit so gut, Ich habe geantwortet, dass ich das spielen werde, aber erst später, wenn genug Feierwillige im Club sind. Dann kam ein Begründungs-Klassiker nach dem Anderen: „WIR sind aber schon da. Wir waren letztens in Australien, da haben die das immer gespielt. Und wenn wir zu fünft auf die Tanzfläche gehen, dann kommen bestimmt auch noch fünf Andere.“ Frei nach Erinnerung wiedergegeben, natürlich. Das Schema kennt man jedenfalls. Als ich wieder geantwortet habe, dass ich das im Warm-Up nicht spielen und verbrennen werde (erstes Argument von Denen war übrigens: Es ist ja noch Niemand da, spielst Du das für uns?), wurde mir entgegnet:

„Du spielst doch nur Scheiße!“

Eine kleine Idee, was ich so im WarmUp spiele...
Eine kleine Idee, was ich so im WarmUp spiele…

Ja, sowas hört man ja immer wieder gerne. Tut mir auch sehr leid, dass ich nicht mehr Musik von Grammy-Gewinnern im WarmUp spiele, und auch nicht zu der Fraktion gehöre, die mit 126 BPM in den Abend startet. Den gern genommenen Vergleich, ob die Damen beim Sex auch kein Vorspiel kennen, habe ich mir geschenkt. Da bin ich halt scheiße und spiele lieber etwas unaufdringlicheres und für viele auch unbekannteres am Anfang des Abends.

Ich glaube, das Gespräch am Rande der DJ-Booth fand während „In Deep We Trust – Basen“ statt. Man kann mir viel vorwerfen, aber wer tanzen möchte, der kann das zu dem Track (habe ich übrigens auf einer Disco Boys Compilation gefunden) sehr gut tun. Ich werde wohl nie ganz verstehen, warum Gäste am Anfang des Abends meinen sich Hits wünschen zu müssen, oder generell sich überhaupt irgendwas beim DJ wünschen wollen. Gut, es kann natürlich sein, dass ein Leben von einem Liedwunsch abhängt, aber das ist ja nun auch eher selten der Fall. Was mich vor allem aufregt, mir zu antworten: „Du spielst doch nur Scheiße“. Hätte ich Zedds „Stay The Night“ direkt gespielt, wäre ich wahrscheinlich der tollste DJ auf Erden gewesen. Junge Damen, DJs sind auch Menschen, man sagt Fremden nicht einfach so, dass sie Scheiße sind. Ich rufe ja auch nicht bei Euren Müttern an und sage: Hallo, Ihre Tochter hat n Stock im Arsch, die tanzt Scheiße!“ und lege dann wieder auf.

Ein bisschen achtgeben auf den Umgangston, das wünsche ich mir.


3 comments

  1. deep says:

    habe eben deinen beitrag gelesen (irgendwo durch facebook rumgepostet) und erinnere mich nur ungerne an genau dise tanten des hasses, die nie von ihren eltern ein „nein“ vernehmen mussten und eh immer glauben sie wären die coolsten tussen im club, aber als erstes auf den tresen kotzen weil sie ja die ersten sein müssen.
    sorry für meinen verbalen hass, aber genau dieses verhalten (gefolgt von „spiel mal den neuen youtube hit. wie hasse nich, was bis du den für ein dj“ und „alter, mach ma hip-hop“) hat mich dazu bewogen keine clubgäste hure mehr zu sein.
    ich bin nun 44 jahre jung. dieses kindergeburtstag mit michael verstehe ich nicht mehr. in meinen jungen jahren waren wir im club (hamm/max) weil dort coole mukke lief die man nie vorher gehört hatte und es war erfüllend. müsste dann aber ausholen das musik heute nur noch als beilage zum menü angesehn wird und das war früher eben anders.
    wie dem auch sei. wenn du mal „anti tussen hilfe“ benötigst: meine erscheinung und flätige tarrantino verbalistik könnte helfen 😉

  2. admin says:

    Hi deep,
    Danke erstmal fürs kommentieren.
    Wenn ich privat in einen Club gehe, sehe ich das ähnlich wie Du. Ich freue mich immer über neue und gute Musik, die ich nicht kenne. Ich brauche keine Aneinanderreihung von Hits, damit ich einen guten Abend habe. Bei anderen ist das halt anders. Es ist auch für mich teilweise immer schwer die „DJ-Brille“ abzunehmen und mir vorzustellen wie das wäre, wenn ich meinen Musikgeschmack bei Einslive entwickelt hätte und dementsprechend im Club auch das hören möchte, was ich aus den musikalischen Leitmedien kenne…

    Ich habe prinzipiell gar nichts gegen Liedwünsche. Ein bisschen mit den Gästen reden, auch mal einen Wunsch erfüllen, wenn er ins Konzept passt, finde ich total ok. Mir geht es mehr um die Freundlichkeit, bei den Gesprächen. Das ist in diesem Fall auf der Strecke geblieben. Das hat mich aufgeregt.

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