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Damals war alles besser. Nicht.

beatz kassetteIch bin letztens in den Keller gegangen, um aus meinem Vorrat an alten Kassetten neues Futter für mein Autoradio zu suchen. U.a. mitgenommen habe ich ein Tape was einst beidseitig von mir mit „Beatz“ betitelt wurde. Auf der einen Seite waren 45 Minuten okay gemixter Latin-House (Songs von Salomé de Bahia, Negrocan, etc.), ungefähr zur Jahrtausendwende aufgenommen.

Die andere Seite war es, die mich fertig machte. Was war drauf?  Ich nenne es jetzt mal „Das Grauen der jungen Jahre“. Nicht nur, dass jeder, absolut jeder Übergang weit, weit entfernt davon war sauber gemixt zu sein, auch die Musik an sich war schlimm. Stupidester Progressiv Trance/House von dem ich gar nicht wusste, dass ich ihn je besaß. So ist das wohl mit dem Gehirn, es scheint wirklich in der Lage zu sein negative Lebensereignisse zum Selbstschutz auszublenden. Das Highlight des Mixes: Irgendwann blende ich zu Holiday von Madonna über, wohlgemerkt einem knapp 20 BPM langsameren Song, um dann auch mit genau so einer schlimmen Blende wieder zum eigentlichen Track zurück zu kehren. Zu allem Überfluss beginne ich das Tape mit den Beach Boys. Ich habe keine Ahnung, warum ich damals meinte, die Queen of Pop und die Wilson Brüder würden diesem Mix harter elektronischer Musik einen Mehrwert verleihen. Heute weiß ich, hätte ich mal lieber ein Tape nur mit Madonna und den Beach Boys aufgenommen, dann wäre mir diese Selbstkritik erspart geblieben, Euch aber auch ein Blogpost entgangen…

Nunja, darüber schreiben ist eine Sache. Deshalb habe ich mal einen der Übergänge abgefilmt, damit ihr Euch selbst ein Bild des Grauens machen könnt.

Davon ab, eines konnte mir diese Tapeseite ziemlich gut aufzeigen. Und zwar meine persönliche Entwicklung als DJ. Ich habe leider keine Erinnerung mehr (Selbstschutz. Olé!) unter welchen Umständen ich die Kassette aufgenommen habe. Denn am Anfang meines DJ Daseins war mein Setup gelinde gesagt rudimentär (Nur ein CDJ 500 Clone, der andere CD Player hatte immerhin Auto Cue), deshalb kann es sein dass die miesen Übergänge auch teilweise der Technik geschuldet waren. Mittlerweile beherrsche ich die Technik, ob CDJ oder Plattenspieler dann doch mehr als ausreichend, auf jeden Fall ausreichend genug um 45 Minuten sauber zu mixen…

Dann wäre da noch der damalige Musikgeschmack. Ich bin froh, dass ich mich von diesem stumpfen Sound, den ich damals, aus mir heute unerfindlichen Gründen, gut gefunden haben muss, …dass ich mich von diesem stumpfen Sound weg entwickelt habe. Ganz schön weit weg. Natürlich spielt da auch der Zeitgeist und das soziale Umfeld eine große Rolle, aber jetzt wo wir das Internet haben, könnte man auch in einem 500 Seelen Dorf zu einem veritablen Underground Deeptechno Experten heranreifen. Was ich zum Ausdruck bringen will, die letzten 10 und mehr Jahre haben mich zu dem DJ und Musikliebhaber reifen lassen, der ich heute bin. Ich meine, ich bin weit davon entfernt, dass ich mich in irgendeinem Genre wirklich richtig, richtig gut auskenne (Wobei ich auch bezweifel, dass das bei aktueller Musik/der heutigen Releaseflut machbar ist), aber vielleicht bin ich deshalb immer noch motiviert nach neuer Musik zu suchen und mich technisch zu verbessern.

Das Schönste daran, auf dieser Reise ist das Ende noch lange nicht in Sicht. Ich freue mich nach wie vor über gute Songs aus der Vergangenheit, welche ich erst jetzt entdecke, neue Tracks meiner aktuellen Lieblingsmusiksparten und die ganzen Musikgenres die erst noch entstehen und entdeckt werden wollen. Wie damals dieses schwer zu mixende 2 Step. Ich glaub da hab ich auch noch ein Mixtape von mir im Keller…

3 comments

  1. Andizzzii says:

    Herrlich ehrlich!

    Ich hoffe meine musikalische Reise hört auch nicht so schnell auf….ich will auch nicht alles kennen und wissen, sondern es entdecken 🙂

    Mal wieder 10 Sterne…..

    LG

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